„Seit je her fasziniert mich das Meer. Die Energie, die die ganze Zeit in Bewegung ist, das Veränderliche, all die unterschiedlichen Gesichter, die sich von Stunde zu Stunde, manchmal von Minute zu Minute zeigen. Das Meer für sich zu nutzen, ist hier draußen, wo der weite Horizont der nächste Nachbar ist, die beste Art und Weise, um die Natur zu erleben.“

Jan Thomas Rantaniitty ist Geschäftsführer von Skaarnesheimen Raw Ocean Lodge. Zusammen mit den drei anderen Gründern hat er in Sandve auf einem Inselarm im äußersten Süden von Karmøy einen der westlichsten Übernachtungsbetriebe in Südwestnorwegen aufgebaut. Ob du in einem Bungalow, einer Hütte, einem der beiden Hotelzimmer oder im „Dom“, dem absoluten Highlight an diesem Ort übernachten möchtest: In jedem Fall wirst du mit dem Geruch von Salzwasser in der Nase und dem Glucksen und Rauschen der Wellen in den Ohren aufwachen.

Wenn du dich dann in einem der guten Betten ausgestreckt und die Augen so langsam geöffnet hast, kannst du dich entspannt in dem charmanten Ambiente der 70er Jahre umschauen und den Blick einige Augenblicke durch das Fenster auf das Meer und das Wetter richten. Dann machst du dich auf den Weg und genießt in vollen Zügen das, was diese herrliche Ecke von Westnorwegen zu bieten hat. Und wenn Kopf und Körper voller Eindrücke sind und sich der Hunger meldet, kannst du, wenn du in den wärmsten Monaten des Jahres hier bist, im Sommercafé die Früchte des Meeres genießen.

„Dank dieser wirklichen Nähe zum Meer können wir unseren Gästen natürlich auch tagesfrische Delikatessen aus dem Meer bieten“, fügt der Geschäftsführer hinzu.

„Seetang ernten wir in dem glasklaren Salzwasser selbst, und zusammen mit lokalen Kräutern und ökologischen Lebensmitteln schaffen wir einzigartige kulinarische Erlebnisse.“

Jan Thomas und seine Partner achten bei allen Zutaten, die verarbeitet werden, auf Qualität und Nachhaltigkeit. Dies gilt für die Mahlzeiten ebenso wie für das Übernachtungsangebot.

„Zurzeit planen wir hier den Bau einer Pflanzenkuppel“, erzählt er voller Begeisterung. „Dort wollen wir Gewürze und Gemüse züchten, die in unseren Gerichten verwendet werden können. Der Kompost aus den Lebensmittelresten wird zusammen mit Seetang unter die Erde gemischt, um so Nährstoffe und optimale Wachstumsbedingungen zu fördern. So gelingt uns ein ökologischer Kreislauf.“

„Regionaler und ökologischer geht’s nicht. Wir wollen auch das Bewusstsein für maritimen Abfall schärfen. Wir möchten gern zeigen, wie sich unser Lebensstil auf die Umwelt und die Erde auswirkt.“

Normalerweise spült die Dünung der Nordsee weißen Schaum über die blank geschrubbten Uferfelsen und wäscht sie dunkel und glatt. Wütende Wellen strecken ihre Zungen weit aufs Ufer, lecken an den Grasbüscheln und brechen die Halme.

An manchen Tagen jedoch ruht das Meer wie ein glitzernder Teppich – leicht schaukelnd, fast dampfend und wie ein sommerwarmer Asphalt.

So wie heute.

Zusammen mit dem vierbeinigen treuen Begleiter von Thomas setzen wir uns auf einen von der Sonne erwärmten Felsvorsprung weit draußen am offenen Meer. Es gibt wohl keinen Ort in Westnorwegen, der westlicher ist als der Punkt, an dem wir jetzt sitzen.

„Das Meer gibt mir Energie und Freude“, seufzt Jan Thomas und klingt überzeugt.

„Es beruhigt ungemein. Ob es ein Nachmittag auf einem SUP-Board ist, wenn sich die See von ihrer ruhigen, glasklaren Seite zeigt, oder ein stürmischer Tag, bei dem meine Leidenschaft, das Wellenreiten, mich zur vollen Konzentration zwingt“, sagt Jan Thomas. „Ich bin auch als Marktdirektor für ein Technologieunternehmen tätig, und die Möglichkeit, mich vom Schreibtisch zu verabschieden, um Zeit in der Seeluft und im Salzwasser zu verbringen, sorgt für ein enormes Gleichgewicht in meinem Leben.“

Sein Ort am Meer vermittelt Ruhe, Stille und die Abwesenheit von Ablenkungen nah an den Elementen der Natur.

„Wenn du es gewohnt bist, von einem Termin zum nächsten zu eilen, und du dann in der Begegnung mit den rohen Elementen hier draußen diesen Alltagsstress in etwas Gutes verwandeln kannst... dann haben wir erreicht, was wir uns wünschen.“

Die kleine Insel zwischen Stavanger im Süden und Bergen im Norden und mit der Kleinstadt Haugesund als nahes urbanes Zentrum misst knappe 180 Quadratkilometer. Die Inselbewohner haben es geschafft, diese verhältnismäßig kleine Fläche mit unzähligen Erlebnissen für Besucher zu füllen, die sich für Lokalkultur, regionale kulinarische Genüsse und wilde westnorwegische Natur begeistern. Wer Lust auf einen Urlaub mit viel Abenteuer hat, wird hier etwas finden, was die innere Freude, Leidenschaft und Engagement weckt.

„Auf dieser Insel gibt es sehr viele, die mit Leidenschaft dabei sind. Zusammen entwickeln wir eine nachhaltige Öko-Lodge“, sagt Jan Thomas und lächelt.

Wenn du einen kapitalen Fisch gelandet oder die Aussicht vom höchsten Gipfel der Insel genossen hasst, kannst du auf autofreien Straßen in Skudeneshavn zwischen niedrigen, weiß gestrichenen westnorwegischen Häusern spazieren. In einigen Häusern gibt es noch einen Landhandel oder eine Kunstgalerie, in der lokalen Brauerei stellen fleißige junge Gründer Bier von echter Handwerksqualität her, und Bauern aus der Umgebung liefern das Gemüse, das dann von Jan Thomas und seinen Köchen in schmackhafte Mittagsgerichte verwandelt wird.

„Hier auf der Insel schießen kleine gemütliche Cafés wie Pilze aus dem Boden. Es gibt so viele Möglichkeiten, ländliche Gemeinden auf eine nachhaltige Art und Weise zu entwickeln. Wir alle stellen unsere Produkte mit einem bewussten Blick auf die Natur her“, erzählt er.

„Wenn sich alle auf die Möglichkeiten konzentrieren und daran glauben, und wenn du dann noch die Synergieeffekte nutzt, die es an solch kleinen Orten gibt, kannst du eine vitale, pulsierende Gemeinschaft schaffen.“

Die Gründer der Skaarnesheimen Raw Ocean Lodge haben einen Ort geschaffen, an dem sich die Menschen zuhause fühlen und stolz sein können – stolz auf sich selbst, auf das Naturspektakel in der Umgebung und darauf, wie sie die Begegnung mit den Elementen und den Kräften der Natur bewältigen.

„Ich bin mir absolut sicher, dass es eine enge Verbindung zwischen uns Menschen und dem Meer gibt“, sagt Jan Thomas. „Um in einer Gesellschaft überleben zu können, wo alles viel zu schnell geht, braucht man Orte wie diesen.“

Das Gespräch ist vorbei. Jan Thomas steht auf und streckt seine Beine. Jetzt ist er bereit, seine Batterien so aufzuladen, wie er es am liebsten und besten macht. Barfuß und mit einem SUP-Board unterm Arm spaziert er zum Meeresufer hinunter. Sein Hund steht wie eine stolze Galionsfigur ganz vorn auf dem Board, langsam gleiten beide vom Ufer. Bedächtig breitet sich das Kielwasser wie ein Fächer hinter ihnen aus, wenn Jan Thomas das Paddelruder ins Wasser drückt und das Board langsam in Richtung des friedlichen Horizonts schiebt.

Jan Thomas und sein vierbeiniger Begleiter.|© Fjord Norge AS

Spiel in den Wellen

Zum Thema passende Artikel